HAUSFÜHRUNG #8, September 2024

Einblick in das Gemäldedepot

Manfred Bartling im Stifterraum des Haus Kunst Mitte

Liebe Freund:innen des Haus Kunst Mitte,

zur mittlerweile achten Ausgabe unserer Reihe HAUSFÜHRUNGEN laden wir herzlich dazu ein, gemeinsam einen weiteren Blick in unser Gemäldedepot zu werfen. Im Mittelpunkt dieser Ausgabe steht ein besonderes Werk des im Jahr 2023 verstorbenen Mitbegründers des Haus Kunst Mitte, Manfred Bartling, das in unserem Stifterraum  zu sehen ist.

Manfred Bartling, Ohne Titel, 1963, Gouache auf Holz, 73,5 x 58 cm, Asyl der Kunst Stiftung

Das gezeigte unbetitelte Gemälde von Manfred Bartling aus dem Jahr 1963 ist ein eindrucksvolles Selbstporträt des Künstlers und seiner Familie, das in einem expressiven, farbintensiven Stil ausgeführt wurde. Die figurative Komposition zeigt drei Figuren: einen Mann im Hintergrund, eine Frau im Vordergrund und ein Kind, das behutsam von der Frau gehalten wird. Neben Manfred Bartling lassen sich die beiden anderen dargestellten Personen als Elisabeth Bartling und Stefan Bartling identifizieren.

Die Farbgestaltung des Werkes ist von einer intensiven und kraftvollen Bildsprache geprägt. Dominierende Blautöne bestimmen den Hintergrund und erzeugen eine kühle, träumerische Atmosphäre. Im Kontrast dazu stehen leuchtende Orange- und Gelbtöne, die Mutter und Kind plastisch hervorheben und ihnen eine zentrale Bedeutung innerhalb der Komposition verleihen. Diese gezielte Farbwahl unterstreicht die emotionale Tiefe des Bildes und hebt die familiäre Nähe hervor.

Der expressive Stil Bartlings zeigt sich besonders in der dynamischen Pinselführung. Die malerische Umsetzung wirkt kraftvoll und lebendig. Der fließende, fast schon schwerelose Hintergrund verstärkt den Eindruck eines traumartigen Raums, der sich von der Realität abhebt. Die angeschnittene Darstellung der Figuren erzeugt eine besondere Nähe zur Betrachtenden und lässt die Komposition intim und unmittelbar erscheinen.

Die Frau im Vordergrund, von der angenommen wird, dass es sich um Elisabeth Bartling handelt, scheint den Blickkontakt mit der Betrachtenden zu suchen. Diese direkte Verbindung verstärkt die persönliche Atmosphäre des Gemäldes und lässt den Moment zwischen Nähe und Distanz besonders greifbar erscheinen. Der Mann im Hintergrund – vermutlich Manfred Bartling selbst – bleibt hingegen ein stiller Beobachter. Seine zurückgenommene Position und die dunklen, fast schattenhaften Konturen verleihen ihm eine schützende, gleichzeitig distanzierte Rolle. Seine markanten Gesichtszüge und der charakteristische Bart bilden einen Kontrast zu den weicheren, warm gezeichneten Zügen der Frau, deren Erscheinung durch Bartlings Farbauftrag mit viel Sensibilität modelliert wurde.

Mit herzlichen Grüßen
Ihr Haus Kunst Mitte Team