HAUSFÜHRUNG #14, Juni 2025

Kunstbetrachtung

Nachhaltige Ästhetik: Das textile Werk Oyele von Nnenna Okore

Im Rahmen unserer Hausführung im Juni präsentieren wir ein beeindruckendes Kunstwerk der nigerianisch-australischen Künstlerin Nnenna Okore. Das Werk ist Teil der aktuellen Ausstellung FOUNDATIONS, die noch bis zum 25. Juli zu sehen ist und durch ihre Vielfalt an künstlerischen Positionen überzeugt.

Nnenna Okore ist eine international bekannte Künstlerin, deren Arbeiten durch eine materialbewusste Herangehensweise und ökologische Fragestellungen geprägt sind. In ihren Werken setzt sie sich intensiv mit der Beziehung zwischen Mensch, Natur und Materialität auseinander. Ihre künstlerische Praxis ist tief in der Auseinandersetzung mit natürlichen Ressourcen und nachhaltigen Materialien verwurzelt. Als Professorin an der North Park University in Chicago agiert sie an der Schnittstelle von Kunst, Forschung und Lehre.

Foto Oben: © Michael Lüder, Nnenna Okore, Installationsansicht Oyele, FOUNDATIONS im Haus Kunst Mitte

Fotos Unten: © HKM-Team, Nnenna Okore, Detailansicht Oyele

Ein zentrales Werk in der Ausstellung ist die Installation mit dem Titel Oyele. Die Arbeit erinnert in ihrer Form an florale oder korallenartige Gebilde und entfaltet durch unregelmäßige Ränder und wuchernde Strukturen eine lebendige Präsenz. Der Eindruck entsteht, als würde sich das Objekt weiter ausdehnen oder in Bewegung geraten. Diese Dynamik verleiht dem Werk eine faszinierende organische Qualität, die die Aufmerksamkeit der Betrachterinnen und Betrachter auf sich zieht.

Oyele ist eine textile Wandarbeit, die aus einer freien, ringförmigen Struktur besteht. Locker verflochtene und teils aufgeribbelte Garne und Fasern bilden das Fundament der Installation. Die Kombination von Rottönen, dunklem Blau, Waldgrün sowie Akzenten in Froschgrün und Pink erzeugt eine vielschichtige Farbigkeit. Diese erinnert an pflanzliche, bioplastische und organische Formen und verstärkt die Verbindung zur Natur. Die Verarbeitung der Fasern in unterschiedlichen Dichten schafft eine abwechslungsreiche Textur. Einige Bereiche wirken kompakt und strukturiert, während andere offen und netzartig gestaltet sind. Dadurch entsteht ein haptisch erfahrbarer Gesamteindruck, der das Werk besonders greifbar macht.

Das Kunstwerk Oyele ist Teil einer Serie von Textilinstallationen, mit denen Nnenna Okore ihre intensive Auseinandersetzung mit handwerklichen Techniken und nachhaltigem Materialeinsatz fortführt. Ihre künstlerische Praxis ist stark von ihrer unmittelbaren Umgebung inspiriert. Sie verbindet ästhetische Sensibilität mit einem tiefen ökologischen Bewusstsein. Im Zentrum steht dabei die Verwendung biologisch abbaubarer Materialien. Die Arbeiten von Okore laden dazu ein, Nachhaltigkeit als gestalterisches Prinzip zu begreifen und zeigen eindrucksvoll, wie Kunst sowohl sinnlich erfahrbar als auch umweltverträglich gestaltet sein kann.