HAUSFÜHRUNG #12, April 2025

Unsere Sammlung unterwegs

Manfred Bartling im Westend – Eine Kooperation mit den DRK Kliniken Berlin

Liebe Freund:innen des Haus Kunst Mitte,

in dieser Ausgabe der HAUSFÜHRUNGEN berichten wir über besondere Neuigkeiten aus dem Haus Kunst Mitte. Erstmals werden Teile der hauseigenen Sammlung außerhalb des Hauses präsentiert. In Kooperation mit dem Verein KUNST im WESTEND sind knapp 100 Grafiken des Künstlers Manfred Bartling in den DRK Kliniken Berlin Westend zu sehen. Die Werke werden in den Chirurgischen Stationen 1b und 4b gezeigt und eröffnen dem Klinikpublikum sowie allen Kunstinteressierten einen neuen Zugang zu einem weitgehend unentdeckten Kapitel der deutschen Pop Art.

Fotos Oben: © Andrea Katheder, Installationsansichten BARTLING POP, in DRK Kliniken Berlin Westend

Manfred Bartling (1938–2020) hinterließ ein umfangreiches künstlerisches Werk, das durch lebendige Farben, grafische Experimente und serielle Arbeitsweisen geprägt ist. Über Jahrzehnte hinweg entwickelte er Darstellungen von Alltagsszenen, farbintensive abstrakte Figurationen und feinsinnige Text-Bild-Kombinationen. Besonders charakteristisch sind seine poppig-expressiven Zeichnungen und Gemälde von Haushaltsgegenständen und Lebensmitteln wie Eiern, Frühstücksbrötchen oder farbintensiven Gemüsestillleben, die er selbst unter dem Begriff „Bartling POP“ zusammenfasste. Viele dieser Werke stammen aus den 1970er Jahren und erschließen eine eigenständige, bislang wenig beachtete Nische innerhalb der Pop Art in Deutschland. In der aktuellen Ausstellung erhalten diese Arbeiten nun die gebührende öffentliche Aufmerksamkeit.

Manfred Bartling gründete gemeinsam mit seiner Frau, der Schriftstellerin Elisabeth Bartling, die Asyl der Kunst Stiftung sowie das Haus Kunst Mitte, das heute seinen Nachlass verwaltet und bewahrt.

Manfred Bartling, Ohne Titel, 1970, Acryl gesprüht und Collage auf Leinwand, 46 x 95 cm

Ein zentrales Werk dieser Kooperation ist das Gemälde „Ohne Titel“ aus dem Jahr 1970, das exemplarisch für Bartlings frühe poppige Bildwelt steht. Das Werk entstammt dem Depot des Haus Kunst Mitte und ergänzt die ausgestellten Arbeiten auf Papier. In diesem Bild schafft Bartling mit gesprühter Acrylfarbe und Collage-Technik eine kraftvolle Komposition, die den Alltag und seine Objekte in den Fokus der Kunst rückt. Zu sehen ist eine Reihe abstrahierter, schematisch dargestellter Vorratsgläser, die in monochromer Farbigkeit auf einem angedeuteten Regal stehen oder davon abrutschen. Die Farbübergänge in Rot, Blau und Beige erzeugen eine grafisch-plakative Wirkung und erinnern an serielle Produktionsverfahren.

Im Kontrast zur strukturierten Ordnung der Vorratsgläser steht ein realistisch eingefügtes Glas Mayonnaise der Marke Thomy, das gerade vom Regalbrett zu fallen scheint. Dieses Collageelement durchbricht die flächige Strenge des Bildes und betont das Spannungsverhältnis zwischen Wiederholung und Einzigartigkeit. Es verweist zugleich auf industrielle Massenproduktion und persönliche Handschrift. Durch das bewusste Spiel mit einem alltäglichen Konsumartikel verbindet Bartling Aspekte der internationalen Pop Art mit einer eigenen, feinironischen Bildsprache.

Das Gemälde vermittelt einerseits Strenge durch die seriellen Formen und andererseits Leichtigkeit durch die dynamische Platzierung des realen Produkts. Die Darstellung von Haushaltswaren wird bei Bartling nicht zur bloßen Illustration, sondern zur reflektierten Auseinandersetzung mit Konsumkultur, Warenästhetik und der Bildsprache einer modernen Gesellschaft.

Die Ausstellungen FOUNDATIONS sowie ZWEI ANSICHTEN – DREI DIMENSIONEN: Artist couple Elke Judith Wagner und Frank Dornseif laufen noch bis zum 25. Juli 2025 im Haus Kunst Mitte.

Mit herzlichen Grüßen
Ihr Haus Kunst Mitte Team