HAUSFÜHRUNG #11, Januar 2025
Kunstbetrachtung
Womanhouse – Feministische Kunst im Fokus der Dokumentation von Johanna Demetrakas
In der elften Ausgabe der HAUSFÜHRUNGEN steht das dokumentarische Filmwerk Womanhouse der Regisseurin Johanna Demetrakas im Zentrum. Das Haus Kunst Mitte präsentierte Anfang 2025 mit diesem Film einen bedeutenden Beitrag zur feministischen Kunstgeschichte, der das Gemeinschaftsprojekt von Judy Chicago und Miriam Schapiro dokumentiert. Der Film Womanhouse wurde 1972 veröffentlicht und begleitet eines der einflussreichsten feministischen Kunstprojekte der 1970er Jahre.
Johanna Demetrakas, Womanhouse, 1972, Dokumentarvideo, Installationsansicht Haus Kunst Mitte © nrup.de
Der Film Womanhouse von Johanna Demetrakas dokumentiert die Entstehung und Realisierung eines kollektiven Kunstprojekts, das von den Künstlerinnen Judy Chicago und Miriam Schapiro gemeinsam mit ihren Studentinnen des Feminist Art Program am California Institute of the Arts (CalArts) in Los Angeles initiiert wurde. Ziel des Projekts war es, ein leerstehendes Herrenhaus in eine begehbare Installation feministischer Kunst zu verwandeln. Jeder Raum des Hauses thematisierte dabei auf eindrückliche Weise die Lebenserfahrungen, Erwartungen und Rollenbilder, mit denen Frauen konfrontiert sind.
In der Ausstellung wurden zentrale Elemente des Projekts sichtbar gemacht, wie beispielsweise die Küche, deren Wände mit aufgeschäumtem Make-up verkleidet waren. Diese Installation thematisierte Schönheitsnormen und den gesellschaftlichen Druck, der auf Frauen lastet. In einem weiteren Raum türmte sich endlos gefaltete Wäsche, was die unsichtbare und oft unbeachtete Hausarbeit symbolisierte. Eine der bekanntesten Installationen war die sogenannte Menstruations-Badewanne, welche das Thema Menstruation auf provokante und künstlerisch eindrucksvolle Weise behandelte. Sie stellte ein gesellschaftliches Tabu in den Mittelpunkt und regte Besucherinnen und Besucher zur Auseinandersetzung mit Körperlichkeit und Schamgrenzen an.
Doch Womanhouse war nicht nur eine räumliche Installation, sondern zugleich eine Bühne für Performances. Werke wie The Cock and the Cunt behandelten Geschlechterrollen auf satirische Weise. Das Stück Waiting reflektierte die gesellschaftliche Erwartung an Frauen, sich passiv zu verhalten und auf etwas oder jemanden zu warten. Diese künstlerischen Darbietungen verbanden persönliche Erfahrungen mit kollektiven Themen und machten das Projekt zu einem interaktiven Raum für Diskussion und Reflexion.
Der Dokumentarfilm zeigte nicht nur die Kunstwerke und Performances, sondern auch die Reaktionen des Publikums sowie die mediale Aufmerksamkeit, die Womanhouse in den 1970er Jahren erhielt. Zu einer Zeit, in der feministische Kunst noch provokativ war und in vielen Kreisen auf Ablehnung stieß, wurde das Projekt gleichermaßen gefeiert und kritisiert. Diese Spannungen dokumentiert Johanna Demetrakas eindrucksvoll, was den Film auch heute zu einer wichtigen Quelle macht, um die Ursprünge der feministischen Kunstbewegung nachzuvollziehen. Zugleich zeigt er, wie Kunst als Mittel des sozialen Wandels genutzt werden kann.
Die Kuratorin der Ausstellung, Alba D’Urbano, holte dieses wegweisende Werk in die Ausstellung und lud zur kritischen Auseinandersetzung mit seiner anhaltenden Relevanz ein. Die Präsentation des Films und die begleitenden Materialien regten zentrale Fragen an: Wie hat sich feministische Kunst seit Womanhouse entwickelt? Welche Themen sind auch im Jahr 2025 noch aktuell? Und welche neuen Herausforderungen und Perspektiven ergeben sich heute im Kontext feministischer Kunst?
Mit herzlichen Grüßen
Ihr Haus Kunst Mitte Team